Liebe Gemeinde,
„Wir sind einladend.“ So lese oder höre ich es häufig bei Gemeinden. Und häufig im Anschluss: „Warum kommt keiner?“
Dazu ein paar nicht abschließende Gedanken: Wer einladend sein will, muss einladen. Wer von uns ist schon einmal wohin gegangen, weil es einladend ist. Meist folgen wir doch eher einer Einladung. Es ist also jemand auf uns zugekommen. Wir müssen als Gemeindeglieder also auch rausgehen und einladen.
Doch wen und wie? Da gibt uns Paulus eine gute Orientierung: „Ich bin den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche geworden“ (nach 1 Kor 9,20-21). Also: die Menschen da abholen, wo sie sind, sie so ansprechen, dass sie es verstehen. Paulus konnte mit seinem migrantischen Hintergrund Menschen verschiedener Kulturen ansprechen. Den Vorteil haben viele von uns nicht. Aber wir können eben die ansprechen, die so ticken wie wir selbst. Denn wenn uns etwas gefällt und gut tut, tut es bestimmt auch anderen gut und gefällt ihnen. Also: Das, was mir gefällt in der Gemeinde, dazu lade ich andere ein.
Eine Herausforderung bleibt allerdings: Wie schaffen wir es, Menschen anzusprechen, die nicht so sind wie wir? Da bleiben wir auf solche Grenzgänger*innen wie Paulus angewiesen. Menschen, die sich nicht nur in einem Millieu bewegen, sondern in verschiedenen. Laden wir also besonders Menschen ein, die auch so ticken wie wir, aber auch anders.
Einer Täuschung dürfen wir dabei nicht unterliegen: Die neue Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat eindrücklich gezeigt, dass nicht nur Kirchlichkeit, sondern auch Religiösität massiv abgenommen haben. Bei aller Offenheit und allen Einladungen müssen wir damit rechnen, dass wenige kommen. Also: Freuen wir uns über die, die unserer Einladung folgen, und vertrauen wir auf Gott, der immer wieder Menschen zu sich ruft.
Ihr
Pfarrer Yannick Barnekow