Lieber Paulus,
du hast viele Briefe geschrieben, deswegen dachte ich, ich schreib dir mal zurück. Von deinem Satz Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! bin ich schwer beeindruckt. Es klingt so einfach und einleuchtend, so griffig. Als könnte ich ihn einpacken und mitnehmen. Und, wenn ich ihn brauche, mir vor Augen halten. Es ist aber auch ein herausfordernder Satz. Hier zeigt sich, wie schmal der Grad zwischen Liebe und Übergriffigkeit sein kann, wenn „ich es doch besser weiß“ und „dich nur schützen will“, weil ich dich liebe/ liebhabe.
Lieber Paulus, ich hätte gern gewusst, wie die Menschen damals auf diesen Satz reagiert haben. Denn du schreibst ihn in eine Situation hinein, in der Missstände ganz offen liegen. In Korinth wurde das Abendmahl zu einem Ort, an dem nicht Gleichheit, sondern arm und reich deutlich wurde. Man wollte vom alten, liebgewonnenen Leben nicht lassen. Auch heute liegen wieder viele Missstände offen da – alte Strukturen, Überbelastung des Haupt- und Nebenamts und der Umgang mit Menschen, die in der Kirche keinen liebevollen Schutzraum erlebt haben. Auch wir wünschen uns häufig, dass alles bleibt, wie es vor Jahren noch war.
Niemand weiß besser als du, dass das Leben mit Jesus eine Herausforderung ist. Aber die Liebe, die du von mir forderst, bekomme ich auch zurück. Gottes Liebe ist langmütig und freundlich, so erlebe ich es. Aus diesem Grund kann auch ich es wagen, mich dieser Herausforderung zu stellen und neue Wege erproben.
Amen.
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!
(1. Kor 16,14) – Jahreslosung 2024
Ihre
Pfarrerin Laura Bowinkelmann